Warum trotz des niedrigen Ölpreises weiter stark gefördert wird (07.01.2015)

Das Jahr mag neu sein, aber der Trend ist der alte: Der Ölpreis sinkt und sinkt. Zu Beginn dieser Woche fiel der Preis der Nordsee-Sorte Brent auf bis zu 52,66 Dollar – das entsprach etwa dem Stand vom Mai 2009. Das OPEC-Sekretariat meldete, dass der Durchschnittspreis aller Ölsorten des Kartells am Freitag bei 51,91 US-Dollar lag.

Warum trotz des niedrigen Ölpreises weiter stark gefördert wirdÜberraschend kommt diese Talfahrt zu Jahresbeginn freilich nicht: Ganz entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen haben nämlich die Förderländer Irak und Russland, die beiden ihre Produktions- und Exportmengen zuletzt deutlich erhöht hatten.

Mit durchschnittlich 10,67 Millionen Barrel pro Tag hatte die russische Ölproduktion im Dezember den höchsten Stand seit dem Ende der Sowjetunion erreicht, wie die Commerzbank in einer Analyse feststellte. Und im Irak konnte selbst der Vormarsch des IS die Förderung nicht beeinträchtigen: Auch hier befand man sich mit 2,94 Millionen Barrel pro Tag auf einem Niveau, das dem der 1980-er Jahre entsprach. Damit vergrößerte sich einmal mehr das Überangebot an den Weltmärkten, das den Ölpreis seit dem Sommer 2014 um fast die Hälfte hat einbrechen lassen.

Doch trotz der Ölschwemme gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Nachfrage anziehen wird: Die Konjunkturdaten aus China, Japan und der Eurozone sehen nur verhalten aus. Damit dürfte das Überangebot an Öl auf den Weltmärkten auch in den kommenden Wochen und Monaten nicht so schnell abgebaut werden. Vor allem Russland steht wegen des sinkenden Ölpreises vor einem harten Jahr: Die Sanktionen des Westens verhindern den einfachen Zugang zum Kapital, welches zur Modernisierung der Förderanlagen notwendig wäre.

Die Sanktionen sorgen auch dafür, dass die neuesten technischen Innovationen dem Land versagt bleiben. Um sich seine hohe Förderquote überhaupt noch leisten zu können, verkauft Russland sein Öl nun unter Marktwert an China. Die Öl-Ausfuhren in das Reich der Mitte stiegen mittlerweile um über 40 Prozent auf 450.000 Barrel pro Tag. Allerdings ist das bei Weitem nicht genug, um die Verluste Moskaus irgendwie auszugleichen. Ein weiterer Grund für den schwachen Ölpreis ist der Sinkflug des Euro: Er wertet den Dollar für Investoren außerhalb der USA auf und macht damit das Öl für sie teurer.

Neben dem Irak und Russland sind auch die Fördermengen aus den USA interessant: Trotz des Verfalls beim Ölpreis stieg die Anzahl der Bohrlöcher in den Vereinigten Staaten wieder auf 1575. Dies entspricht fast dem Rekordhoch vom vergangenen Oktober, als die USA etwa 283 Millionen Barrel pro Monat förderten. Auch hier gilt: Zahlen wie diese sah man zuletzt in den 1980-er Jahren. Dennoch muss bei einem Ölpreis wie jetzt jedes neue Bohrloch gut abgewogen werden – die Preisspanne, die über seine Rentabilität entscheidet, ist nur wenige Dollar breit. Den aktuellen Preisrutsch bei US-Öl erklären Experten übrigens mit der Aussicht auf steigende Ölreserven in den USA. Demnach dürften die Lagerbestände in der größten Volkswirtschaft der Welt um 750.000 Barrel gestiegen sein.

Vor dem Hintergrund dieser jüngsten Förderquoten aus dem Irak, Russland und den USA ergibt das Verhalten Saudi-Arabiens durchaus Sinn: Der Golfstaat selbst und die von ihm angeführte OPEC hatten sich erst Ende November geweigert, ihre hohen Förderquoten abzubauen. Die Saudis halten ihre Produktion ebenfalls auf hohem Niveau, weil andere Länder aus dem Markt getrieben werden sollen. Die neuen und innovativen Fördermethoden aus Nordamerika (Fracking) lohnen sich nun einmal nur bei einem gewissen Ölpreis-Niveau.

Quelle: OILCO Research

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